Balu und Du 2023

Seit rund einem halben Jahr treffe ich (27) mich ehrenamtlich über das Projekt „Balu und Du“ mit meinem Mogli (7). Denkst du jetzt: Wie aus der Geschichte „Das Dschungelbuch“? Dann hast du den Hintergrund dieses Ehrenamtes erkannt. Ich in der Rolle des Bären Balu und mein Patenkind als Mogli treffen uns ein Jahr lang einmal die Woche und bereichern gegenseitig unseren Alltag. Wichtig sind neben Gemütlichkeit besonders Freude, sowie Offenheit. Für uns bedeutet das jeden Dienstag raus aus dem Uni-Kontext bzw. der Schule – wir verbringen gemeinsam Zeit auf dem Spielplatz oder auf dem Erdbeerfeld, und an Regentagen auch zuhause oder in der Stadtbibliothek.

Als wir eines Nachmittags beispielsweise im Botanischen Garten waren, erkundeten wir gemeinsam die Gewächshäuser. Seither weiß ich, dass mein Mogli fleischfressende Pflanzen spannend findet. Das war an dem Tag der Impuls für ein Gespräch über Pflanzenarten allgemein. Und bei einem weiteren Treffen diente es als Inspiration, um einen Mini-Comic zu zeichnen. Wieder draußen im Botanischen Garten unterwegs, übten wir wo rechts und links ist. Wir machten ein Spiel daraus. Mogli und ich entschieden abwechselnd, wo wir als nächstes langlaufen. Rechts oder links rum? So erkundeten wir den Garten. Ein abwechslungsreiches Programm zu gestalten, das sowohl wetter- als auch stimmungsabhängig sein sollte, kann dabei teils eine Herausforderung sein. Als Resultat lerne ich Münster nochmal aus einer neuen Perspektive kennen und wir achten im Tandem darauf, welche Interessen unser Gegenüber hat.

Bei unseren Treffen erzählt Mogli mir regelmäßig von Projekten aus der Schule und welche Pokémons es so gibt – aber mittlerweile eben auch, was sie emotional beschäftigt. Die Verhältnisse in Moglis Familie sind schwierig und ihr Bruder braucht viel Aufmerksamkeit. Gemeinsam schaffen wir mit der Zeit einen Raum für solche Themen. Wenn wir uns sehen, geht es ausschließlich um Mogli. Die Kombination aus diesem Vertrauen, der Begeisterung an kleinen Dingen und die Möglichkeit, die Welt wieder aus den Augen eines Grundschulkindes zu sehen, machen das Ehrenamt für mich besonders.

Prägend ist zudem das zweiwöchige Balu-Treffen in der Caritas. Angeleitet von Iria tauschen wir acht Pat:innen uns aus. Was für Aktivitäten macht ihr? Fiel euch etwas schwer? Hattet ihr einen tollen Moment mit eurem Mogli? Diese Reflexionsebene ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Was wir in den Balu-Mogli-Tandems erleben, halten wir zwar jeweils online in einem Tagebuch fest, aber der aktive Austausch unter Erwachsenen verdeutlicht mir beispielsweise Fortschritte in der Beziehung mit Mogli und schafft das besondere Gemeinschaftsgefühl im Projekt.