Nachhaltigkeitsbestrebungen im Bistum Münster

Ein Interview mit Jasmin Telgmann, Klimamanagerin für das Bistum Münster

Warum beschäftigt sich Kirche mit dem Thema „Nachhaltigkeit“?

Die Welt und Umwelt, in der wir leben, ist Lebensgrundlage für alle Menschen. Von ihrer Zukunft hängt unsere Zukunft als Menschen ab.

Für uns Christinnen und Christen kommt noch etwas hinzu: Wir verstehen die Welt mit Tieren, Pflanzen, Klima und allem, was dazugehört, als Schöpfung, die uns Gott anvertraut hat. Das bedeutet, dass wir sie bewahren und schützen sollen. Das ist kein Randthema, sondern eine zentrale Aufgabe, wie auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ ausgeführt hat.

Nachhaltigkeit trägt wesentlich zur Erfüllung dieser Aufgabe bei. Sie ist außerdem eine Frage der Gerechtigkeit – ein weiteres christliches Anliegen. Diese Gerechtigkeit schulden wir sowohl künftigen Generationen als auch den Menschen im globalen Süden, die am wenigsten zum Ressourcenverbrauch beitragen und am meisten unter dessen Auswirkungen wie dem Klimawandel leiden.

Welche Ziele leitet das Bistum Münster daraus für sich ab?

Bischof Felix Genn hat noch kürzlich bekräftigt, dass das Bistum „noch intensivere Anstrengungen bei der Bewahrung der Schöpfung und beim Klimaschutz unternehmen“ muss und wird. Daraus ergeben sich die Ziele, so weit wie möglich und so schnell wie möglich treibhausgasneutral zu werden und die Umweltleistung des Bistums merklich und nachweislich zu verbessern. In diesem Sinne möchten wir möglichst viele Akteurinnen und Akteure, die dazu in den Pfarreien und Verbänden, auf der Bistumsebene und vor Ort beitragen können, begleiten und vernetzen.

Was wurde und wird in der Praxis konkret getan?

Als Grundlagen allen Engagements haben wir zum einen im Bischöflichen Generalvikariat (BGV), der Bistumsverwaltung, eine Umweltmanagementzertifizierung nach EMAS etabliert. Die hilft uns, unsere  Umweltleistung stetig und messbar zu verbessern.

Zum anderen wird für den nordrhein-westfälischen Teil des Bistums gerade ein Klimaschutzkonzept entwickelt. Das wird den Klimaschutz strategisch und verlässlich verankern.

Schon jetzt kommt das Anliegen der Schöpfungsbewahrung in verschiedenen Bereichen voran und wird gelebt. So sind viele Pfarreien bei der jährlichen Aktion Klimafasten dabei. So lernen sie selbst Klimaschutz und sensibilisieren zugleich dafür.

Viel Arbeit steckt außerdem in der Aktion Zukunft einkaufen. In deren Rahmen sind bereits 242 Einrichtungen zertifiziert worden. Ihre nachhaltige Arbeitsweise ist also sozusagen offiziell bestätigt.  

In den Schulen in Bistumsträgerschaft und in den katholischen Kindertagesstätten ist Nachhaltigkeit fester Teil des Programms.

Im BGV wird außerdem auf nachhaltige Beschaffungsrichtlinien großer Wert gelegt. Auch der Fuhrpark wurde und wird weiter entsprechend umgestellt. Ebenso werden Sanierungen und Bauvorhaben nachhaltig gestaltet.

Ein Beispiel dafür ist der Neubau der Marienschule in Dülmen. Die Dächer werden begrünt und mit Solaranlagen versehen. Geheizt wird mit Hilfe einer Wärmepumpenheizung und Geothermie. Für natürliche Beleuchtung sorgen die großen Fenster. Außerdem werden im Außenbereich Pflanzen und eine Streuobstwiese gepflanzt sowie ein grünes Klassenzimmer errichtet. Weitere Beispiele sind PV-Anlagen wie beispielsweise auf dem Kardinal-von-Galen Gymnasium in Münster-Hiltrup.

Wir engagieren uns außerdem für Austausch auf Augenhöhe mit Menschen aus dem Globalen Süden. Das passiert etwa durch die Freiwilligendienste, die wir in dortigen Ländern anbieten und begleiten.

Dein Tipp für die Gemeinden und Organisationen?

Wir sind über das Stadium hinaus, in dem wir mit Öko-Tipps – die viele Menschen außerdem längst kennen – Wesentliches bewegen. Stattdessen dürfen wir als Christinnen und Christen gern lauter und vernehmbarer für Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden und uns – zum Beispiel bei Organisationen wie den Christians for Future – verbindlich organisieren. So entsteht und wächst Vernetzung, die dann wiederum weiteres Engagement erleichtert.